Jugend-Umweltstation – (mainpost) Fast wäre das „Hüttendorf 2008“ buchstäblich ins Wasser gefallen. Die ersten beiden Tage und vor allem die Nacht auf Dienstag bescherten den 30 Kindern der Arnsteiner Ferienspaßaktion viel Regen. Trotzdem ließen sich die jungen Leute die Laune bei Spiel und Spaß nicht verderben.
„Eine Stunde lang?! – Das hält doch kein Mensch aus!“ Der eigentlich sportliche und drahtige elfjährige Klaus sitzt mit hochrotem Kopf auf dem Trimm-dich-Fahrrad und strampelt verzweifelt, während die umstehenden Kinder und die Betreuerin des KJG-Klimobils kritisch das Steuerpult neben dem Rad beobachten. Der Junge soll nämlich versuchen, möglichst lange mit Muskelkraft drei Halogenlampen mit insgesamt 100 Watt Leistungsaufnahme zu betreiben. Nach kaum einer Minute beginnt die menschliche Energiequelle zu erlahmen, die Lichter flackern, eine nach der anderen erlischt.
Nicht nur der junge Radfahrer, auch die anderen Kinder staunen. 100 Watt sind nicht viel in einem Haushalt, eine Waschmaschine oder ein Elektroherd brauchen zum Beispiel um die 2000 Watt, weiß ein anderes Kind. Dafür müssten 20 Leute strampeln – und das dann wirklich eine Stunde lang. Schnell war allen klar, Energie ist eine wichtige und überaus spannende Sache. (…)
Wikinger, Römer, Chinesen und Hawaiianer hatten das Hüttendorf bislang bevölkert; diesmal aber gab nicht ein Land oder ein Volk das Motto, sondern der Standort des Zeltplatzes inmitten des weltgrößten Solarparks mit nachgeführten Movern: Das Programm der vier Tage drehte sich in erster Linie um die Sonne und um Energie. Zunächst verbarg sich allerdings die Sonne in den ersten anderthalb Tagen und stattdessen gab es viel Regen. Glücklicherweise hatten die jungen Camper die Scheunen des Gutes Erlasee als Refugium, wo man wenigsten trocken das Essen aus dem Arnsteiner Pfründnerspital verzehren und gemütlich ein paar Runden Gesellschaftsspiele machen konnte.
Am Dienstagnachmittag nutzten die Organisatoren die ersten vorsichtigen Sonnenstrahlen, als der Gänheimer Steinmetz Martin Rudloff mit den jungen Leuten Sonnenuhren aus Stein baute. Ausmessen, ausrichten, ritzen, sticheln und hämmern, das war so richtig für die Praktiker. Doch Rudloff hatte auch jede Menge Theorie im Gepäck. Wie muss man eine Sonnenuhr und vor allem den Zeigestab ausrichten, was ist der Unterschied zwischen liegenden und stehenden Sonnenuhren? Auch die Entwicklung der Zeitmessung mittels Kalender und anderen Uhren wurde besprochen.
Am Mittwoch kamen dann die Energiefachleute von der Umweltstation der Katholischen Jungen Gemeinde (KJG) in Schonungen. Sie hatten einen zum „Kli-Mobil“ umgebauten Kleinbus mit allerlei praktischen Möglichkeiten dabei. Das E-Fahrrad, Solarzellen, Windräder und einen echten Solarkocher, in dessen Brennpunkt man einen Topf Wasser zum Kochen bringen konnte. Kompliziert war der Eigenbau eines solarbetriebenen Würstchengrills: Ein aufgespannter alter Regenschirm wurde sorgfältig innen mit Alufolie ausgeschlagen und auch hier sollte sich im Brennpunkt des „Parabolspiegels“ genügend Wärme ansammeln. Dass die Versuchswürstchen schließlich gerade mal lauwarm waren, lag wohl auch an der nicht immer zuverlässigen Sonne. (…)